Kabelfernsehen und IPTV vs. Streaming und OTT – Ein Ausblick zum Jahresbeginn 2022

Autor: Andrea Huber

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Kategorie: Breitband , Medien

3 Min. Lesezeit
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Welche Zukunft haben Kabelfernsehen und IPTV angesichts des Siegeszugs von Netflix, Amazon und Co.? Was bedeutet die Veränderung der Medienlandschaft für die Anbieter von FreeTV-Zugängen? Diese Fragen werden angesichts des rasanten Wachstums der Nutzung von Online-Video immer häufiger gestellt und wurden in 2021 zusätzlich befeuert durch die Diskussion um den Wegfall der mietrechtlichen Umlagefähigkeit von Kabelanschlussentgelten. Hinzu kommt eine immer größere Auswahl von TV-Apps, zuletzt hat für Mitte 2022 RTL eine umfangreiche Erweiterung seines OTT-Angebots RTL+ angekündigt. Was haben die Anbieter von Kabelfernsehen und IPTV vor diesem Hintergrund in den nächsten Jahren zur erwarten?

Aus den Nutzungsdaten des Jahres 2021, insbesondere des Digitalisierungsberichts der Medienanstalten und den Veröffentlichungen der AGF Videoforschung in Zusammenarbeit mit GfK, lassen sich u.a. folgende Entwicklungen ablesen:

  • Zunächst ist nach dem Digitalisierungsbericht die Anzahl der drei führenden TV-Zugänge (Kabel, Satellit, IPTV) auch zuletzt ziemlich stabil geblieben: 16,93 Mio., 16,86 Mio. und 3,91 Mio. gegenüber 16,80 Mio., 16,98 Mio. und 4,09 Mio. in 2020. Die jüngsten Zahlen weisen somit nur kleine Verluste bei Satellit und IPTV und sogar einen ganz kleinen Zuwachs bei Kabelfernsehen aus.
  • Die Zahl der Zuschauer, die täglich das TV-Gerät einschalten, ist im Befragungszeitraum Mai/Juni 2021 – nach einem wohl pandemiebedingten Anstieg in 2020 – spürbar gesunken, aber mit 64 % weiterhin auf dem Niveau von 2018 und 2019. Immerhin 80 % schalten das Fernsehgerät mindestens einmal pro Woche ein. Das ist eine eher maßvolle Abnahme von 10 Prozentpunkten innerhalb von fünf Jahren, und das während einer starken Wachstumsphase von Streaming und Online-Video. Allerdings sind hier die Unterschiede zwischen den Altersgruppen bis 29 und 50+ groß: 59 % zu 92 %. Das heißt aber zugleich, dass auch die Mehrheit der Jüngeren weiterhin jede Woche klassisches Fernsehen nutzt. TV wird also auch hier nach wie vor regelmäßig genutzt, aber offenbar punktueller.
  • 36 % der deutschen Fernsehzuschauer nutzen neben dem Basisfernsehangebot auch die verschlüsselten HD-Versionen der Privatsender. Beim Satellitenempfang, also dort wo es in der Regel keine Vermarktung im Bündel mit anderen Produkten gibt, sind es nur 18 %. Der jährliche Zuwachs über alle Verbreitungswege betrug zuletzt nur etwa 2 Prozentpunkte.
  • Die Anzahl der täglichen Nutzer von Videoangeboten über das Internet (OTT) ist dagegen seit 2016 von 8 % auf 47 % gestiegen (mindestens einmal pro Woche: von 26 % auf 69 %). Auch die ältere Bevölkerung öffnet sich zunehmend für Online-Video.
  • Betrachtet nach Nutzungsanteilen TV vs. Online-Video im direkten Vergleich ist sicherlich auch nicht überraschend, dass klassisches Fernsehen insgesamt gegenüber Online-Video seit 2016 pro Jahr um etwa 5 Prozentpunkte abnimmt. Gleichwohl ist die durchschnittliche tägliche Nutzungsdauer von Fernsehen mit 213 Minuten (ab dem Lebensalter von 3 Jahren) auch in 2021 weiterhin hoch gewesen (vor Corona, in 2019, waren es 211). Bei den jüngeren bis mittleren Altersgruppen gibt es aber auch hier spürbare Rückgänge: So sind in der Altersgruppe 14 bis 49 aus 138 Minuten in 2019 nun 121 Minuten in 2021 geworden.

Diese Daten belegen die Erwartung, dass die Nutzung von Online-Video und Streaming weiter rasant zunehmen wird. Für die Anbieter von Kabelfernsehen und IPTV bedeutet dies aber offenbar bislang nicht, dass die Mehrheit der Zuschauer bereits auf ihren traditionellen, netzgebundenen TV-Zugang verzichtet. Auch wenn die Häufigkeit und Dauer der Fernsehnutzung abnimmt, heißt das also nicht zwingend, dass in gleichem Tempo der Kabelanschluss oder das IPTV-Abonnement aufgegeben wird.

Daraus könnte man schließen: Die zeitlichen Nutzungsanteile werden sich weiter Richtung Online und IP verschieben, aber das Bedürfnis nach einem einfachen Zugang zu linearem Fernsehen wird wohl in einem großen Teil der Bevölkerung auch in den nächsten Jahren fortbestehen. Dabei wird allerdings das Lebensalter eine immer größere Rolle spielen. Seitens der Netzbetreiber wird sich vermutlich der Trend verstärken, TV-Zugänge im Produktbündel mit Internetzugang anzubieten, um den Fernsehanschluss auch für Jüngere attraktiv zu halten.